Die tragische Geschichte von Jabula (08/2018)

Mein Name ist Jabula und ich war ein junger Löwe in Südafrika.

Ich wurde zusammen mit meinen beiden Schwestern im Predator´s Pride Park in Südafrika geboren. Dort wurden wir sehr früh von unserer Mutter getrennt, um uns gleich an Menschen zu gewöhnen. Im Chameleon Village Lion and Tiger Park dienten wir ungefähr 8 Monate als Touristenattraktion: wir mussten uns den ganzen Tag mit Touristen fotografieren und uns von völlig fremden Menschen anfassen lassen. Die Touristen hatten viel Spaß, waren aber nach kurzer Zeit wieder weg und auf der Suche nach der nächsten Attraktion. Für mich, meine Schwestern und meine Freunde hingegen war jeder Tag gleich. Das Leben in diesen Parks war trostlos, langweilig und nicht artgerecht. Nachts träumte ich davon, durch die Savanne zu streifen, als Anführer meines eigenen Rudels, so wie meine Artgenossen in freier Wildbahn.

Als ich und meine Geschwister zu groß für Urlaubsfotos und Kuscheleinheiten mit Touristen wurden, konnte der Park kein Geld mehr mit uns verdienen, wir waren dort nun überflüssig. Ich war nun keine Einnahmequelle mehr, aber der Park hatte eine lukrative Idee, um mit mir doch noch Geld zu verdienen…… deshalb erschienen dort am 22. April 2018 Leute von der Wag’n Bietjie Farm.

Mein ehemaliger Pfleger traute diesen Leuten von der Wag’n Bietjie Farm aber nicht! Um mich vor dieser Farm zu beschützen, bot er daher an, mich zu kaufen. Leider kam es dazu aber nicht mehr, denn ich wurde bereits zur Wag’n Bietjie Farm gebracht, genau wie meine Schwestern auch… Da wir seit unserer frühesten Kindheit an Menschen gewöhnt waren, ahnten wir nicht, welche Gefahr von diesen Leuten ausging.

Mein Name war Jabula und ich durfte nur 1,5 Jahre alt werden, weil ich für die Menschen tot mehr wert war als lebendig

Man sagt, dass für unseren Abtransport keine korrekten Genehmigungen und Papiere vorgelegen hätten. Am 23. April erfuhr mein Pfleger, dass ich in einer viel zu kleinen Transportkiste auf der Wag’n Bietjie Farm eingesperrt war. Er kontaktierte dann sofort die Tierschutzvereinigung SPCA (Society for the Prevention of Cruelty to Animals) Bloemfontein.

Mitarbeiter der SPCA machten sich auf den Weg zur Wag’n Bietjie Farm. Dort fanden sie mich, ohne Essen und Trinken, eingepfercht in einem viel zu kleinen Käfig. Leider konnten die SPCA Mitarbeiter nichts für mich tun, denn auf dem CITES Gipfel (internationales Artenschutzübereinkommen, auch “Washingtoner Artenschutzübereinkommen” genannt) 2016 in Johannesburg wurde beschlossen, dass Südafrika offiziell und völlig legal, Skelette von gezüchteten Löwen nach Asien exportieren darf. Zu diesen Zuchtlöwen gehörte auch ich.

Auf der Wag’n Bietjie Farm waren mehr als 200 weitere Löwen. Wie sich herausstellte, ist die Farm eine Art “Endstation” für Löwen, die für den Knochenhandel getötet werden. Aber das wusste ich nicht, als ich dorthin gebracht wurde – ich und viele andere Löwen mussten unser Leben auf dieser Farm lassen: wir wurden für den Knochenhandel erschossen und gehäutet.

Unsere Knochen werden nun in Asien unter anderem zu Wein und zu Pasten verarbeitet. Die Menschen in Asien glauben, dass unsere Knochen ein Heilmittel gegen viele Krankheiten sind. Leider hält sich dieser Aberglaube. Es ist jedoch lange bekannt, dass diese “Medizin”, für die wir sterben mussten, KEINE Krankheiten heilen kann.

Mein Name war Jabula und ich durfte nur 1,5 Jahre alt werden, weil ich für die Menschen tot mehr wert war als lebendig.

Main image courtesy of Armand Gerber, addtional images courtesy of Armand Gerber and SPCA Bloemfontein